podcast #2: Mein wildester Flug

Manche Flüge fliegt man mehr als einmal.
Prüfungsflüge, zum Beispiel, die übt man immer wieder.
Oder die Silber-C, die schwierigsten 50 Kilometer, die es gibt, fliegt man mindestens zweimal.
Weil dem Barograf die Tinte, dem Logger das Gedächtnis ausgegangen ist.
Und dann gibt es die Flüge, die wir beim Bier mit Freunden, beim Nachtragen des Logbuchs, beim Träumen im Sessel immer wieder fliegen.
Flüge, die in unseren permanenten Speicher eingebrannt sind, die uns berühren, die eine mysteriöse Bedeutung zu haben scheinens.

So ein Flug geht mir schon mehr als fünfzehn Jahre nach.
Es ist ein Moment, ein Bild, eine An- oder besser: Aussicht, die ich immer dann vor mir habe, wenn sich meine Gedanken im Himmel tummeln:

San Luis Valley


Nach einer Ewigkeit zwischen dunklen Wolken öffnete sich mir der Himmel so urplötzlich, dass ich beinahe aus dem Cockpit gesprungen wäre.
Diesen Impuls konnte ich gerade noch zügeln…

Nach all dem was ich in den fünf Stunden davor erlebt hatte kam er so überraschend aber nicht. Es war ein verrückter Flug gewesen, phantastisch, deprimierend, mega cool, frustrierend, hinreissend und inspirierend. Ich hatte gejubelt und gesungen, gezweifelt und gerungen, war geflogen wie in Trance und um mein Leben.

Klar, dass ich diese Eindrücke mit meinen Fliegerkumpels teilen wollte, sie meinen Freunden – ach was: jedem – erzählen musste!

Nur: gerade in diesem Moment war da niemand mit dem ich sie hätte teilen können; Segelfliegen kann manchmal ganz schön einsam sein. Allein konnte ich die intensiven Eindrücke aber garnicht bewältigen – als ob eine Seele nicht genügte um gewisse Momente voll auszukosten.

Ich schrieb also eine Geschichte darüber.

Nicht über das wie, wo und warum – wir Segelflieger verhaspeln uns oft in techno-Gebabbel, finden es spannend zu berichten wie wir dank überlegener Einschätzung einen Monster-Aufwind gefunden haben, mit welcher Taktik wir so eine sensationelle Durchschnittsgeschwindigkeit geflogen oder wie wir mit dem neuesten Rechner einen fantastischen Endanflug hingekriegt haben.

Nein, ich beschrieb vor allem was ich sah, fühlte und dachte wenn ich meinen Kopf mal von der Gewohnheit ablenken konnte eine Flugleistung zu optimieren.

Diese Story habe ich vor ein paar Jahren bei der Weihnachtsparty in meinem Schweizer Verein vorgelesen und vor kurzem zum Abschluss des Colorado Performance Soaring Seminars in Boulder.
In beiden Fällen war die Resonanz vollkommen unerwartet: wo man das nachlesen könne, wann es die Geschichte als podcast gebe?

Daraufhin habe ich sechseinhalb Stunden unter den Wolken Colorados in fünfunddreissig Minuten für den iPod gepresst: hört mal hin und stellt Euch vor wie sich die Flügel biegen…

Und dann kam mir eine Idee – warum nicht:

die Story in einen illustrierten pdf verpacken, sodass man sie ganz nach Gusto in der Hängematte, am offenen Kamin, wo auch immer lesen kann?
• ein paar Fotos einbauen um die Phantasie, die Vorstellung anzukurbeln?

Ah, nun sieht man den Himmel, die Wolken, die Berge, das Glitzern des Lichts auf den Flügeln…

…dann nur noch:

die GPS/.igc-Datei beilegen, so dass man die Stunden in der vertrauten Software nachfliegen kann,..
• ..oder in Google Earth, für die, die Strepla, SeeYou etc. nicht kennen (per .kml Datei)

Ah, jetzt spürt man den Druck im Sitz, hört die Luft um die Haube zischen..
..und will eigentlich noch ein bisschen Hintergrund erfahren!
Also noch ein paar Extra-Seiten über:

die Umstände
• den Piloten
• den Flieger
• das Wetter

Das volle Erlebnis mit allen Informationen in coolem pdf-Design gibt’s hier.

Die Audio-Puristen klicken den player – player-button , oder – zum Herunterladen des podcast – mit der rechten Maustaste (oder per ctrl-klick für die ‘Mac-ies’) auf den “Download” link, beide hier unten.

Und bitte vergesst nicht mir in der Kommentar-Box zu sagen wie Euch die Story gefallen hat, was Ihr ändern oder verbessern würdet, was Ihr vermisst habt! -merci-

Tags:

One Response to “Mein wildester Flug”

|
  1. Ferdi Herold says:

    Hey Wolfi!
    Hab mich ja von ein paar Segelflieger-Links von dir inspirieren lassen und ein bischen auf Segelflieger-Seiten gesurft… Viel technisierte Sprache in den Berichten. Der Ansatz die “Emotions” beim Fliegen zu schildern ist da ne super Idee! Liest sich echt gut!

    Gruss aus Dirk-Town

|
Comment? Antwort?